SAPUN GHAR
Künstler/in
Iris Andraschek
(geb. 1963 in Horn, Niederösterreich)
Date2016
ClassificationsInstallation
MediumC-Prints, kaschiert auf Aludibond; Transportpalette, 32 Alepposeifen; Schablonen für eingravierten Schriftzug
Paper Support9-teilig
DimensionsC-Prints: 60 x 40 cm und 40 x 30 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28131
DescriptionDem arabischen, in die Wand eingravierten Schriftzug liegt ein Graffiti zugrunde, das Teenager in Damaskus an eine Schulmauer sprayten. „Nieder mit dem Präsidenten“ und „Du bist dran, Doktor“. Eine Gruppe von Jugendlichen wurde dafür verhaftet und verschwand hinter Gefängnismauern. Das war der Auslöser für Massendemonstrationen und ein Auslöser für den darauffolgenden Beginn des Bürgerkrieges und Krieges in Syrien. Die über tausende Jahre alte Tradition der syrischen Seifenproduktion in Aleppo bildet einen weiteren thematischen Schwerpunkt der Installation. Einem Impuls folgend, hat Andraschek im Frühjahr 2016 eine Reise von Istanbul an die syrisch-türkische Grenze unternommen, um die aus Aleppo geflüchteten Bewahrer der Tradition der Seifenherstellung kennenzulernen und den Prozess der Produktion mit zu verfolgen. Die Seife aus Olivenöl, Lorbeeröl und Soda stellt eine kostbares Kulturgut dar, die Wiederaufnahme ihrer Herstellung in prekärer Sicherheit bedeutet ein wenig, die Erstarrung aus den Verwüstungen des Kriegs abzuschütteln.
Durch den Bürgerkrieg sind heute ein Großteil der Seifenmanufakturen zerstört. Ein Teil der Seifenproduzenten siedelte sich an der syrischen Grenze zur Türkei in leerstehenden Fabriken an, wo klimatische Voraussetzungen und das Vorkommen von Lorbeer und Oliven das Weiterführen der Seifenerzeugung ermöglichten. Gleichzeitig bleibt dank dieser Menschen die Tradition eines über Jahrtausende alte Kulturgut weiter bestehen.
Verschiebungen, Gratwanderungen und Grenzen, in mentaler, kultureller, sozialer oder politischer Hinsicht sind wiederkehrende Aspekte in Iris Andrascheks künstlerischer Methode, die sich entgegen aller Grenzen, stets eingedenk dessen, dass „alles auch anders sein könnte“ widmet.
Die Serie aus 6 Fotografien zeigt sehr abstrahierte Ausschnitte, der in die Türkei verlagerten Fabriken und der Produktions- und Lagerprozesse der Aleppo-Seife in Nizip bei Gaziantep, nahe an der türkisch-syrischen Grenze. Ein Stapel der Seife auf einer Palette verweist auf aufgelöste und unterbrochene Liefer- und Transportwege.
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