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Foto: Anna-Sophie Berger
4 seasons (etsdorf)
Foto: Anna-Sophie Berger
Foto: Anna-Sophie Berger

4 seasons (etsdorf)

Künstler/in (geb. 1989 in Wien)
Date2014
ClassificationsInstallation
MediumWildseide, Loden, Softshell, Baumwolle
Paper Support4-teilig
Dimensionsvariabel
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28110
Description4 Seasons

Formal gesehen besteht die Arbeit aus 4 Mänteln die auf identischer Schnittkonstruktion basieren. Der Schnitt ist der eines gewöhnlichen Arbeitskittels was sich auch auf die Position der Nähte auswirkt – es ist ein Kleidungsstück, dass darauf ausgelegt ist langen Gebrauch gut auszuhalten. Möglicherweise ein Malerkittel, die Uniform des Malers, des Künstlers, des Genies im Atelier. Der spezifische Schnitt angefertigt in jeweils anderen Materialen macht deutlich wie sehr die soziale Konnotation von textilen Materialien und den damit einhergehenden Assoziationen unsere Wahrnehmung eines Kleidungsstückes mitbestimmen. Seide, Leinen, Baumwolle und Wolle stehen in ihrer spezifischen Materialität und der damit verbundenen Funktion sowie in ihrem Aussehen – Wärme, Durchlässigkeit, Festigkeit, Fluidität – für Jahreszeiten aber auch für bestimmte soziale Momente. Ein Seidenmantel erscheint fragil und evoziert eventuell ein Gefühl von Boudoir, von Intimität, möglicherweise Weiblichkeit. Er ermöglicht es den bekleideten Körper in seiner Bewegung nachzuvollziehen und ist somit fast sinnlich konnotiert wohingegen ein Mantel aus kruder Baumwollgabardine viel eher dem Bereich von Arbeit und Schutzkleidung zuzuordnen ist indem er den Körper auch stärker umschließt und einhüllt. Diese Zuweisungen, die wir zumeist unbewusst an ein Material machen, sind keinesfalls zufällig und sie sind die Grundlage unserer Wahrnehmung von bekleideten Körpern im öffentlichen sozialen Leben. Ebenso sehr führt eine falsche Anwendung dieser eingeschriebenen Logik von Kleidung – zum Beispiel ein Seidenkleid an einer Frau im tiefen Winter – zu einem Gefühl der Verwirrung beziehungsweise der Wahrnehmung einer Situation als unpassend oder sozial auffällig.

Die Arbeit befasst sich mit Jahreszeiten als örtliche Gegebenheiten die sich auf den menschlichen Lebensalltag auswirken und die als solches nicht vom Individuum weg rationalisiert werden können und sich sowohl als klimatische Herausforderungen an den Alltag auswirken als auch von den kommerziellen Systemen der Werbung und des Marktes utilisiert werden um Produkte als für einen bestimmten Zeitraum notwendig anzukündigen – der Herbstparka, das Übergangskleid.
Im Titel der drei verschiedenen Versionen der Arbeit, drückt sich dieser Aspekt als Ortsname aus, an dem die jeweilige Arbeit zuerst ausgestellt wurde (New York, Miami, Etsdorf).

Diese Komponente des Konsums ist der zweite und wichtige Aspekt der Arbeit. Der Titel bezieht sich nicht zuletzt auch auf die internationale Hotelkette Four Seasons die als Imperium bis ins letzte Detail das Design sowie die Produkte dominiert, die in uns ein Gefühl der allzeitlichen Aufgehobenheit auslösen sollen, eben egal zu welcher Zeit, an welchem Ort bei welchem Wetter. Diese Logik arbeitet also mit dem gegenteiligen Konzept einer saisonalen Abhängigkeit.
Der Stress den nicht zuletzt Werbung und Konsumkultur in uns auslösen, indem sie uns signalisieren etwas Neues besitzen zu müssen um auf die Umstände unseres Alltags überhaupt vorbereitet zu sein ist in den Mänteln quasi ironisch banalisiert. 4 Mäntel für alle Jahreszeiten – Problem passende Garderobe gelöst. Der Lösungsvorschlag ist natürlich weder real noch ernst gemeint, er referenziert vielmehr das individuelle Gefühl gegenüber äußeren Umständen und unserer individuellen Fähigkeit darauf zu reagieren und damit umzugehen. Schluss mit saisonaler Unsicherheit! Nicht zuletzt verweist die Arbeit in einer Zeit in der Normcore zu einem geflügelten Wort wurde auf einen gewissen Frust gegenüber den Zwängen einer durch-ökonomisierten Realität in der man sich ständig im Widerstreit findet zwischen dem empfundenen Verlangen nach einer Sache, ihrer eigentlichen Notwendigkeit sowie der vermittelnden psychologischen Macht einer Werbekultur die uns in all unseren Schritten kennt und uns unseren eigenen Lebensalltag als Package zurückverkauft.

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Foto: Artothek des Bundes
Gabriele Berger
erworben 1989
© Bildrecht, Wien, 2020; Foto: Linda Berger © Bildrecht, Wien, 2020
Linda Berger
2019
Foto: Belvedere, Wien
Fritz Berger
1978
© Bildrecht, Wien, 2022; Foto: Sophie Dvořák; © Bildrecht, Wien, 2022
Sophie Dvorák
2011
© Bildrecht, Wien, 2020; Foto: Sophie Dvorák © Bildrecht, Wien, 2020
Sophie Dvorák
2011
© Bildrecht, Wien, 2023, Foto: Sophie Dvořák, © Bildrecht, Wien, 2023
Sophie Dvorák
2019 - 2022
Foto: kunst-dokumentation.com; © Zeller van Almsick
Sophie Gogl
2019
Foto: Anna Hofbauer
Anna Hofbauer
2009
© Bildrecht, Wien, 2019; Foto: Anna Jermolaewa; (Videostill), © Bildrecht, Wien, 2019
Anna Jermolaewa
2000
Foto: Anna Lena Mitterer (Filmstill)
Anna Lena Mitterer
2008