Your craft will come
Künstler/in
Linda Berger
(geb. 1980 in Aalen, Deutschland)
Date2019
ClassificationsGrafik
MediumTuschezeichnung auf Papier kaschiert auf Aludibond
DimensionsRahmen: 150 × 109 × 3,5 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28377
DescriptionDie Unumgänglichkeit der Großformate und der erkennbare Arbeitsanteil, den die Zeichnungen für ihre Herstellung erfordern, wirken sich auf den Betrachter aus, indem sie ein Erkennungsgefühl über die eigenen Selbst- und Denkprozesse in Gang setzen. Es entsteht ein Raum, in dem man selbst ein- und auszoomen, mehrere Weisen der Betrachtung wählen kann, in dem man endlos neue Sachen entdecken und selbst die Perspektive wechseln kann. Wie im täglichen Leben wird der Fokus auf das ganz Persönliche oder auf das Große und Ganze des Weltgeschehens gelenkt.Diese Dualität kommt um so mehr zum Tragen, da die Arbeiten von Weitem betrachtet wie flimmernde Malereien erscheinen und von nahem Mikrokosmen genauester kleiner Striche/Linien zeigen. Nicht der einzelne, isolierte Strich, sondern erst die simultane Zusammenschau unzähliger, verschiedenfarbiger Einzelelemente imaginiert geordnete Unordnung. Die blanke Fläche des Papiers wird zum Handlungsraum und Projektionsort mit, auf und in der der zeitaufwändige Bildschöpfungsprozess stattfindet.
Großformatige, farbige Tusche-Feder-Zeichnungen zeigen abstrakte, filigrane Geflechte, die, intuitiv aus dem Prozess des Zeichnens heraus aufgetragen, oft Monate lang dauern. Die Werke erinnern an planetarische Nebel und geologische Fundstücke, an Zustände einer Karte, eines Plans, einer Landschaft, an Verdichtungen oder Strukturen einer Auflösung. In meinen Arbeiten fokussiere ich mich auf Aspekte des Zeigens und Verbergens. Mit dem Einschreiben, Zusammenballen, Aufschichten unzähliger feiner Federstriche wird eine Leerstelle zum Verschwinden gebracht - nämlich jene des unbearbeiteten, geschichtslosen Zeichengrundes.
Das daraus resultierende Werk ist enorm detailliert. Es zeugt von einer zeichnerischen Obsession und konfrontiert uns mit einer bildlichen Verdichtung der künstlerischen Lebens- und Arbeitszeit. Ich versuche, den Denkprozess, die Bildung von Ideen und Konzepten über unsere sich ständig ändernden Interpretationen der Realität, den kreativen Prozess selbst, zu visualisieren.
Text: Linda Berger, Textteile von Dr. Edith Almhofer
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