VEXATION - Version d'objet (Nr. 1)
Künstler/in
Gregor Schmoll
(geb. 1970 in Bruck an der Mur, Steiermark)
Date2007-2008/2016
ClassificationsObjekt
MediumBuscuit-Porzellan, Innen glaciert
DimensionsH: 27, DM: 26 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28071
DescriptionSeit Langem beschäftigt sich der Österreichische Künstler Gregor Schmoll mit dem Motivkanon der Kunstgeschichte und seinen Bezügen zu Psychoanalyse, Philosophie, Literatur und Film. Der Titel seiner aktuellen Werkreihe ist “Vexations”. Dies ist auch Titel einer Komposition von Erik Satie. Obwohl die Partitur der Komposition nur aus einer Seite besteht, gilt sie durch die Aufforderung zur 840-maligen Wiederholung als das längste Stück der Musikgeschichte. “Vexations” bedeutet im Französischen aber auch „Qual, Ärgernis“, Beunruhigung”. Bereits mit der Wahl des Titels spannt Schmoll also ein komplexes Bezugssystem auf, das sich bei genauer Betrachtung immer feiner verästelt.Die Arbeit, die sich als Auseinandersetzung mit der bildlichen Umsetzbarkeit von pathologischen oder auch pathologisie¬renden Verhaltensmustern lesen läßt, verweist auf (kunst-)historische Vorläufer, wie etwa den Barockbild¬hauer Franz Xaver Messerschmidt, der eine Serie von sogenannten Charakterköpfen fertigte, aber auch auf die berühmten und berüchtigten Hysterie-Studien von Jean-Martin Charcot und Guillaume Benjamin Armand Duchenne de Boulogne. Die Profile der fotografisch festgehaltenen, affektgeladenen Grimassen überträgt Schmoll auf aufwändig gefertigte Porzellanvasen. Dreidimensionale Vexierbilder entstehen, die in der Betrachtung permanent zwischen Positiv- und Negativform, also Vase und Künstlerprofil hin und her springen. In der konsequenten Verknüpfung von historischen Bezügen, Werk und Künstler gelingt es Schmoll, überzeugend aufzuzeigen, daß sich im Spannungsfeld von Beobachtungs- und Inszenierungsverhältnissen die Identität des Subjekts zwischen eigenem Bild und Projektion von außen ereignet, wobei das Selbstbild an sich wiederum auf mediale Versatzstücke Bezug nimmt und somit bereits einen externen Blickwinkel verinnerlicht hat. In der künstlerischen Bearbeitung dieses Beziehungsgeflechts gelingen Schmoll faszinierende Neuformu-lierungen, welche nicht nur einen anderen Zugang zu vergangenen gesellschaftlichen Entwicklungen ermöglichen, sondern darüber hinaus deren Wirkmächtigkeit aufzeigen und so eine Aktualisierung damit zusammenhängender Fragestellungen für die Gegenwart forcieren.
Sønke Gau
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