Voices of Concrete
Künstler/in
Fanni Futterknecht
(geb. 1979 in Wien)
Date2016
ClassificationsVideo
Medium3 Kanal Full HD 16:09
Paper Support3-teilig
Dimensions13 min 51 sec
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28316/2
DescriptionKonzept, Umsetzung, Text: Fanni FutterknechtKamera: Johannes Hammel
Performer: Adriana Bania, Elea Becker, Christian Holzmann, Klaus Kubo, Veronika Kulcar, Anna Lun, Zaher Jm, Magdalena Mair, Johnny Mhanna, Daniel Ramirez, Rosanna Ruo, Frauke Steiner, Franziska Treml, Merlin Wyschka, Camilo Latorre
Assistenz Videodreh: Miriam Jesacher
Make up: Wiltrud Derschmidt
Umsetzung Objekte: Edith Payer
Post Produktion: Fanni Futterknecht, Jakob Barth
Musik: Louis Arlette
Lichtbestimmung: Kurt Hennrich
Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien (MA7) und des bka
Dank an Igor Dobricic, Esther Kempf, Camilo Latorre, Michaela Schwentner, Emilia Smokova, Barbara Toiffl Soreff, Katrin Zupan, Austria Center Vienna und den WU Campus.
Die raumgreifende Videoinstallation Voices of Concrete (2016) von Fanni Futterknecht bildet den Auftakt für das Ausstellungsprogramm im etxtraZimmer. Die dreiteilige Arbeit untersucht die Relation von Gruppe und Einzelnem, deren Aufeinandertreffen und Interaktion und beleuchtet Fragen nach dem Entstehen von Ideologien und der damit einhergehenden politischen und sozialen Kontrolle. Die Arbeit ist inspiriert vom (aktuellen) Zeitgeschehen, das Futterknecht in fiktive Szenen in Form von Tableau vivants umformt.
In Voices of Concrete geht Futterknecht der Frage nach, wie Ideologien entstehen, ob diese ausschließlich im Kollektiv bedingt sind, wie sie dies auf das den Einzelnen auswirkt und ob dadurch ein bestimmtes Handeln erfordert ist. Die Künstlerin ortet eine ideologische Spaltung bzw. „Zementierung der Standpunkte“, gleichzeitig auch einen Zwang, Position beziehen zu müssen. Dabei geht es ihr aber nicht um konkrete Ereignisse, sondern um die Sichtbarmachung allgemeiner Verhaltensmechanismen und Einstellungen.
Die ProtagonistInnen im Video agieren im Wiener Stadtraum, an öffentlichen Plätzen umgeben von urbaner, modernistischer Architektur wie der UNO-City, der Stadt des Kindes oder dem neuen WU Campus. Die Einstellungen sind so gewählt, dass die Handlungsorte aber abstrakt bleiben; die Architektur wird zur Kulisse, die genannten Bauten verlieren ihre Erkennbarkeit. Sie dienen ob ihres Erscheinungsbildes und ihrer atmosphärischen Qualitäten rein als Inszenierungsort bzw. der Rahmung der Handlung.
Die Objekte, mit denen die AkteurInnen agieren und die in Fanni Futterknechts Oeuvre generell von zentraler Wichtigkeit sind, stehen hier für Verschiedenes: sie kommen in Momenten der Begegnung und des gemeinschaftlichen Austauschs ebenso wie in Momenten des Konflikts zum Einsatz. Dabei ist in der Regel offen gelassen, um welche Situation es sich handelt: teils scheinen sie Mittel zum Dialog, teils beinah Waffe zu sein. Mit dieser Zweideutigkeit zielt Futterknecht auf das Ausloten von Machtverhältnissen ab: In einer Szene überreichen sich die Protagonistinnen etwa ein Objekt, sie geben es weiter, blicken sich an oder blicken an sich vorbei – bereits diese reduzierte Interaktion legt soziales Miteinander, Hierarchien, Machtstrukturen und Besitzverhältnisse offen.
Die Handlung folgt keiner klassischen Narration, Ablauf bildet sich vielmehr aus einer Dramaturgie von Momentaufnahmen / Bildmomenten, die sowohl einzeln für sich stehen als auch mit den Szenen der jeweils anderen Projektionen kommunizieren. Futterknecht hinterfragt den Umgang mit und die Lesbarkeit von Sprache als integrativen Bestandteil von Bild und Narration sowie die Verbindung von Aktion und Komposition. In die szenischen Handlungen, die gänzlich ohne gesprochene Sprache auskommen, ist immer wieder Text in grafischer Form eingeschoben. Er ersetzt die Dialoge der einzelnen Figuren und nimmt dementsprechend auf die Handlung Bezug, die Aussagen sind aber so offen gelassen, dass sich für die BetrachterInnen Raum für Interpretation bietet. Die präzise choreografierten Szenen in klarer Ästhetik korrespondieren schließlich mit der Sachlichkeit der Schauplätze, die in poetische Bildmomente voller Symbolkraft übersetzt sind.
(Barbara Pflanzner zu Voices oc Concrete extra Zimmer 2016)
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