Sonate
Künstler/in
Anna Lena Mitterer
(geb. 1980 in Innsbruck, Tirol)
Date2008
ClassificationsVideo
Medium16 mm Film und DVD-Ausstellungskopie; 6:48 min
Paper Support2-teilig
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27459
DescriptionOriginalmusik zum Film von Alexander WagendristelDer Film "Sonate" wurde unterstützt durch eine Förderung des Otto Mauer Fonds Wien und durch die Satel Film, Wien.
Die Musik wurde unterstützt durch eine Kompositionsförderung des bm:ukk, österreichisches Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur.
Sonate
A Film by Anna Mitterer 2008 6.7 min, 16mm/DVD
Original Soundtrack Alexander Wagendristel
(Hommage à Vinteuil)
Violin Bojidara Kouzmanova
Piano Kaori Nishii
Recording Egineer Heinz Kohlbauer
Camera Peter Pulker
Editing Silvia Schönhardt
Swann Alexander Emanuely
Odette Anna Mitterer
"Wie es eine Geometrie im Raume gibt, gibt es eine Psychologie in der Zeit (...)" (Marcel Proust, Die Gefangene)
Die Violinsonate von Vinteuil, die wie der Komponist selbst fiktiv ist, zieht sich durch Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" wie ein Leitmotiv.
Ich bat den Wiener Komponisten Alexander Wagendristel seine komplett freie Neukomposition auf Grund Prousts Beschreibungen nicht nur der Sonate selbst, sondern ihrer Rezeption, zu schaffen. Die Bildsprache des Films entstand aus der Musik heraus. Man versuchte die Violinsonate zu Musik von César Franck, Camille Saint Saens und sogar Richard Wagner in Bezug zu setzen, doch dies ist ein sinnloses Unterfangen, weil die Sonate ganz dem Mikrokosmos Prousts verhaftet ist und nur in ihm entstehen kann.
Die Erinnerung wird ermöglicht durch das, was der Augenblick, wo man sich erinnert, mit dem Augenblick, an den man sich erinnert, gemeinsam haben. In Marcel Prousts "Eine Liebe von Swann" wird das erneute Hören des kleinen Themas von Vinteuil für Swann zur Auferstehung der Vergangenheit. Es ist nicht nur das "l'air national de leur amour", die Nationalhymne seiner Liebe zu Odette, sondern führt ihn zum Bewusstsein einer unsichtbaren Realität, die er zuvor nicht gekannt hatte. Wie Marcel selbst, der später in "Die Gefangene" beim Hören des Septetts von Vinteuil Ähnliches erlebt, bewirkt das Kunstwerk ein Bewusstwerden ihrer eigenen Identität. Das Kunstwerk wird zur Poetisierung der Wirklichkeit, wenn man darunter kein nachträgliches Hinzufügen, sondern eine Rückerstattung eines ursprünglichen Gehaltes von Wirklichkeit versteht.
Im Film "Sonate" geht es nicht um die Rekonstruktion der Sonate von Vinteuil, sondern um das Beschreiben eines mentalen Prozesses, dem Moment der memoire involontaire, der unwillentlichen oder intuitiven Erinnerung. Aber eben auch um den Moment der Rezeption; wie der innere Vorgang der Rezeption eines Kunstwerkes mit den Mitteln von Bild und Ton reflektiert werden kann. Im Film versuchte ich den Zuschauer zu veranlassen, immer wieder neue Hypothesen bezüglich seiner kausalen, zeitlichen und räumlichen Widersprüche formulieren zu können.
In den Malereien zu "Sonate" versuchte ich das elementare Moment der Zeit, das Film und Fotografie ins Spiel bringen, in Malerei zu transponieren.
Anna Mitterer
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Jakob Lena Knebl