Arnulf Rainer
1945-47 aquarellierte er in Kärnten als Autodidakt Landschaften und besuchte anschließend bis 1949 die Staatsgewerbeschule Villach (Hochbau). 1948 Begegnung mit M. Lassnig. 1949 trat er zur Aufnahmsprüfung an der Akademie der bildenden Künste und an der Hochschule für angewandte Kunst an, verließ aber beide nach kürzester Zeit. 1950 Mitbegründer der "Hundsgruppe" in Auflehnung gegen den Art Club, 1951 Publikumsbeschimpfung anläßlich einer Ausstellung dieser Gruppe. Anfang der 50er Jahre signierte er mit dem Pseudonym "TRR". 1956 mit Hollegha, Mikl und Prachensky Gründung der "Gruppe St. Stephan". 1957 führte er mit der Übermalung eine neue Tendenz in die Malerei ein. 1959 gründete er mit F. Hundertwasser und E. Fuchs das "Pinotarium", eine "Antiakademie und Brutstätte kultureller Provokationen". 1963-67 Atelier in Berlin. 1981-95 Leiter einer Meisterklasse für Malerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Seit 1955 Mitglied der Wiener Secession. Lebt in Wien, Oberösterreich und Bayern.
Nach surrealistischen Anfängen entstanden Studien über Mikrostrukturen und Formzerstörungen, Anfang der 50er Jahre ging Rainer zu Zentralisationen und Vertikalgebilden über und schuf erste, meist monochrome Übermalungen. In den 60er Jahren beschäftigte er sich mit der Kunst Geisteskranker und experimentierte mit der Kreativität im Drogenrausch. 1967 entstanden erste Körperbemalungen, ab 1970 "Face-Farces", eine Serie von Totenmasken-Übermalungen sowie Überzeichnungen von Werken Leonardos und Messerschmidts. 1980 Fortführung der aktionsmäßigen Hand- und Fingermalerei. Rainer umkreist in seinen Arbeiten die Sichtbarmachung der dialektischen Spannung zwischen Chaos und Leere, gesteigerter Mimetik und Verhüllung, Ekstase und Stille.
Aus: Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts. Österreichische Galerie Belvedere. Wien 1997. Bd. 3, S. 229.