Albert Paris Gütersloh
Geboren als Albert Konrad Kiehtreiber. Ursprünglich strebte er eine Laufbahn als Schriftsteller und Schauspieler an, er arbeitete unter anderem am Deutschen Theater in Berlin für M. Reinhardt. Aus gesundheitlichen Gründen brach er diese Karriere ab und wechselte zur bildenden Kunst. 1909 trat er erstmals als Maler im Rahmen der "Neukunstgruppe" auf. 1911/12 lebte er in Paris, wo er Unterricht bei M. Denis nahm. 1914-18 Kriegsdienst. Nach seiner Rückkehr nach Wien schloß er sich der Klimtgruppe an, 1918 folgte die erste Kollektivausstellung seiner Werke im Rahmen der Frühjahrsausstellung der Wiener Secession. 1919-21 unternahm er Reisen nach München, Berlin und Paris: 1928-30 ließ er sich in Cagnes-sur-Mer nieder. Ab 1929 hatte er eine Professur an der Wiener Kunstgewerbeschule inne; 1938 wurde er aus dem Lehramt entlassen, 1940 erhielt er Berufsverbot. Nach dem Krieg blieb er bis 1962 Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste, an der er 1953/54 auch als Rektor fungierte. 1947 Gründer und Präsident des österreichischen Art Clubs. 1933-39 und ab 1945 Mitglied und später Ehrenmitglied der Wiener Secession, der er 1950-54 als Präsident vorstand.
Als Maler bevorzugte Gütersloh kleine Formate und arbeitete viel in Aquarell und Gouache. In den Nachkriegsjahren wurde er zum Anreger und Mentor der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus". Neben der malerischen nimmt seine schriftstellerische Tätigkeit eine ebenbürtige Stellung ein. Gütersloh schuf auch Entwürfe für Gobelins und Bühnenbilder.
Aus: Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts. Österreichische Galerie Belvedere. Wien 1993. Bd. 2, S. 72.