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© Bildrecht, Wien, 2022; Foto: Rudolf Strobl
Messer und Pfeilspitzen
© Bildrecht, Wien, 2022; Foto: Rudolf Strobl
© Bildrecht, Wien, 2022; Foto: Rudolf Strobl

Messer und Pfeilspitzen

Künstler/in (geb. 1971 in Arhus, Dänemark)
Date2022
ClassificationsGrafik
MediumGraphit auf Papier auf Dibond kaschiert
Dimensions1500 × 1000 mm; Rahmen: 152,6 × 102,6 × 4,7 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28452
DescriptionDie seit den späten 1990er Jahren in Wien lebende dänische Künstlerin Sofie Thorsen setzt sich seit Jahren in reduzierten Zeichnungen, Collagen und Skulpturen mit der Rolle von Archiven, Depots, historischen Bildmaterialien und archäologischen Sammlungen als Speicherorte unseres kulturellen wie soziopolitischen Gedächtnisses auseinander. Dabei sind es gerade die Lücken, die Fehlstellen, das, was aus dem gegenwärtigen kollektiven Erinnern oder dem sichtbaren Umfeld verschwunden ist, auf das die Künstlerin ihre Aufmerksamkeit lenkt. Denn was, wie gesammelt, archiviert, erforscht oder vernichtet wird, ist immer auch Spiegel einer bestimmten ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Situation.

Grundlage für Sofie Thorsens großformatigen Schwarzweiß-Frottagen und Wandobjekte ist die archäologische Sammlung des Stadtmuseums Odense in Dänemark. Sie durchforschte die digitale Datenbank von prähistorischen Gefäßscherben, Steinwerkzeugen, Bronzeobjekten und Schmuckstücken, die akribisch vermessen, nummeriert und fotografiert wurden bevor sie wieder in das Depot verschwanden. Thorsen entzieht die Objekte gleichsam dem Vergessen, indem sie die Vorlagen vergrößert ausdruckt, vervielfältigt, entlang der Umrisse ausschneidet und zu Collagen zusammensetzt. Die so entstehende reliefartige Oberflächenstruktur erlaubt es der Künstlerin, die Brüche und Kanten der Objekte durch Abreiben auf die Papierbahnen zu übertragen. Indem sie die collagierten Teile stets neu zusammensetzt, gegeneinander verschiebt oder spiegelt, schafft sie ein abstrakt-figuratives Formengefüge, das sich gegenseitig durchdringt und trotz der Reduktion auf die Umrisslinien der Objekte an räumlicher Qualität gewinnt. Verdichtete, sich gegenseitig überlagernde Formen wechseln sich mit großzügigen Leerstellen ab und wichtiger als die Wiedererkennbarkeit einzelner Formen sind die Beziehungen untereinander. Neben dem Interesse am Material und dem formalästhetischen Erscheinungsbild der aus dem Archiv gewählten Artefakte ist es stets der bewusste methodologische Nachvollzug von der Anwendung eines bestimmten künstlerischen Mittels, das im Zentrum von Sofie Thorsens Überlegungen steht. Denn die Frage nach den Kriterien, wann, warum und welche künstlerische Methode als Vermittlungsform zur Anwendung kommt, bedingt formale wie inhaltliche Verschiebungen. So lässt sich individuelle wie kollektive Erinnerung mit einer Collage vergleichen. Versatzstücke aus der Vergangenheit werden fragmentiert, gegenüber- und zusammengesetzt und mit Blick auf die gegenwärtigen sozialen und kulturellen Verhältnisse kontextualisiert. Bedeutungen entleeren, überlagen und setzen sich bruchstückhaft neu zusammen. Indem Thorsen den konstruktiven Prozess der Collage dem automatisierten Verfahren der Frottage entgegensetzt, schafft sie einerseits Distanz zum Objekt als auch geisterhafte Nähe durch das schemenhafte Auftauchen von Vergangenem in der Gegenwart. Max Ernst, der in den 1920er Jahren das Potenzial der Frottage für sich neu entdeckt hat, bezeichnete das Verfahren als „ein technisches Mittel, die halluzinatorischen Fähigkeiten des Geistes zu steigern, dass ‚Visionen‘ sich automatisch einstellen, ein Mittel, sich seiner Blindheit zu entledigen.“

Auszug aus dem Ausstellungstext von Fiona Liewehr. "Shards / Scherben", 28.01. - 05.03.2022, Galerie Krobath Wien

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Foto: Artothek des Bundes
Sofie Thorsen
2006
Foto: Artothek des Bundes
Rudolf Goessl
1976
© Bildrecht, Wien, 2023; Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Christoph Luger
2014
© Bildrecht, Wien, 2023; Foto: Klaus Mosettig, © Bildrecht, Wien, 2023
Klaus Mosettig
2017
Foto: Artothek des Bundes
Tobias Pils
1993
Foto: Artothek des Bundes
Johann Jascha
1987