CHANGE / NO CHANGE
Künstler/in
Leo Zogmayer
(geb. 1949 in Krems, Niederösterreich)
Date2008
ClassificationsObjekt
MediumAluminium
Dimensions19,5 × 32,4 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27540
DescriptionWer kennt nicht den Wunsch, einmal das letzte Wort zu haben und ein Gespräch mit der Durchsetzung der eigenen Auffassung zum Abschluss zu bringen? Leo Zogmayer möchte mit seiner Wortkunst das genaue Gegenteil. Ihm geht es darum, erste Worte zu finden, die wie Kristallisationskerne im Leben der Betrachtenden unvorhergesehene Sinnzusammenhänge, eigene Gedanken und neue Kommunikationsprozesse ausflocken lassen.Doch ist dies nicht ein vergebliches Unterfangen? Gibt es überhaupt so etwas wie erste Worte? Die Welt ist Sprache geworden, schon lange bevor wir in ihr zu sprechen beginnen. Immer schon hat jemand vor uns das Wort ergriffen, haben andere gesprochen, umspült uns ein unaufhörliches Murmeln in unzähligen Sprachen und Medien. Wenn wir zu sprechen anheben, setzen wir fort, wiederholen und modifizieren, was andernorts und zu anderer Zeit bereits gesagt wurde. Im polyphon rauschenden Redestrom ebenso, wie im körnig rieselnden Kontinuum der Schriftzeichen, die uns alltäglich umspülen, die vor uns waren und nach uns sein werden, scheint es ringsum nichts Erstmaliges zu geben.
Es kommt jedoch bei ersten Worten, wie ich sie hier verstehe, gar nicht darauf an, niemals zuvor Gesagtes zu artikulieren, absolute Novitäten in das Wuchern der Diskurse einzutragen. Die Neuheit, die ihnen anhaftet, ist nicht an die formale Noch-nie-da-Gewesenheit des jeweiligen Worts gebunden, sondern an das Ereignis des Anfangs, aus dem heraus sie sprechen und das sie in selber anfänglicher Weise artikulieren.
Ausschnitt aus Karl Baier, Erste Worte, Wien, 2010
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