Nude
Künstler/in
Ilse Haider
(geb. 1965 in Salzburg)
Date2001
ClassificationsObjekt
MediumKünstliche Blütenstaubgefäße in Silikon; Plexiglasbox
Dimensions90 x 82 cm; Plexibox: 123 x 116 x 6 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27525
DescriptionDie Arbeiten von Ilse Haider sind an der Schnittstelle von Fotografie und Objekt angesiedelt; in diesem Fall hat sie eine Bildvorlage mittels künstlicher Blütenstaubgefäße in Silikon gesteckt. In weiblich-kleinteiliger Technik formuliert sie etwas durchaus Seltenes: einen erotisch aufgeladenen weiblichen Blick auf den männlichen Körper. Der ungewöhnliche Blickwinkel auf den liegenden Mann verstärkt den plastischen Effekt und entwirft zugleich ein Bild von Männlichkeit, das dem Klischee des aktiv-tätigen, unverwundbaren und unnahbaren Helden und seiner Darstellung in der Kunst widerspricht. In seiner Exponiertheit und Passivität wird der junge Mann vollends zum Blickobjekt, ein Status der traditionellerweise der weiblichen Physis vorbehalten war.Nude ist auch eine Referenz an Anton Kolig und seine Aktzeichnungen. Koligs Jünglinge künden bereits von einem sich auflösenden heroischen Männerbild, freilich noch von einem männlichen Künstler ausgeführt und in vergleichsweise entrückten Posen. Haiders nude vermittelt über seine spezifische Haptik eine zugänglichere Männlichkeit; ein zuviel an Nähe verbietet sich aber auch hier: Tritt man zu dicht an die Darstellung heran, löst sich das Bild in hunderte kleine Objekte auf. Dennoch bleibt der Blick gebannt. Die künstlichen Blütenteile, einst von fleißigen Salzburger Floristinnen in Blumensträuße eingearbeitet, irritieren auch im Detail durch ihre diffus organische Anmutung.
Herbert Schnepf
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