Mädchen weit weg von zu Haus
Künstler/in
Alexander Fasekasch
(geb. 1966 in Gmunden, Oberösterreich)
Date2007
ClassificationsMalerei
MediumAcryl, Dispersion auf Leinwand
Paper Support2-teilig
Dimensionsje: 130 × 100 cm; Rahmen je: 132 × 102 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27245
DescriptionALEXANDER FASEKASCH – ÜBER DIE WAHRHEIT UND IHRE ZUMUTBARKEIT... die Seerosen sind gleich hundertweis erblüht und ertrunken, und das Meer war ein machtvoller Seufzer, es schlug und schlug und rannte und rollte gegen die Erde an, daß seine Lefzen trieften von weißem Schaum. (Ingeborg Bachmann)
Im Milieu der bildenden Künste führt ein Widerspruch nicht sofort zur Verwerfung eines Systems. In einer Konfrontation von Bipolaritäten im Sinne von These und Antithese sind die Widersprüche dieser Welt enthalten. Sie erschaffen in ihrer Zusammensicht eine höhere Ebene von Verständnis, eine Essenz und einen neuen Zugang zu künstlerisch gestalteter Wirklichkeitsinterpretation.
Kunst interessiert Alexander Fasekasch zunächst als Form der Kommunikation, als aktive Kontaktaufnahme mit dem Betrachter. Er reagiert auf maßgebliche Themen unserer zeitgenössischen Realität. So gelangen die Vogelgrippe, der Umgang mit der Tradition und den Traditionen, die Position der Kirche sowie die Wahrnehmung der eigenen Person im flirrenden Gesamtkontext, den wir Realität nennen, zum Ausgangspunkt seiner Malerei. Mit großer Ambition unterzieht er sich einer immer wieder gestellten, dringlichen Selbstbefragung.
In seinem Schaffensprozess setzt sich Fasekasch zunächst mit der ungeschönten Wirklichkeit auseinander, die er jedoch im bildnerischen Umsetzungsprozess in ästhetische Bahnen zu lenken beabsichtigt. Es ist ihm wichtig, Wirklichkeit und Wahrheit zu erkennen, er mutet sie dem Betrachter jedoch nicht in ihrem desillusionierendem Gesamtumfang zu. Er ist somit ein subtiler Beobachter, einer, der die Realität in ihrer Drastik erkennt, ihr aber gleichzeitig einen Konjunktiv zur Seite stellt und dem Betrachter nahelegt, den vorgefundenen Tatbestand als Geschichte mit noch ungewissem Ausgang selbst zu Ende zu denken. Dabei spielen der Wohlklang der Farben und Formen eine große Rolle, jene Ebene der sensiblen Abstimmung von Proportionen und ästhetischen Relationen.
Fasekaschs Bilder haben etwas Sprachliches. Sie sind häufig um eine ästhetisch bildnerische sowie verbale Botschaft gleichermaßen bemüht. Die Titel sind dem Künstler wichtig. Während die Kunstwerke selbst sich dem Diktat harmonischer Durchgestaltung beugen müssen, sind die Titel oft lapidar und rauh, manchmal mit dem bildnerischen Befund redundant. Die Beschriftungen im Bild sind als Teil der Kunstwerke zu sehen, auf einer anderen kommunikativen Ebene.
Um den Ausdruck zu steigern, begibt sich der Künstler gelegentlich in die Nähe karikierenden Gestaltens. Darin liegt die innere Notwendigkeit Fasekaschs, von ihm erkannte Probleme beim Namen zu nennen und im Mittel der Überzeichnung ein formales Pendant zu seinem emotiven Impetus zu suchen.
Der Künstler als einsamer Wolf auf der Suche nach dem Verstanden werden innerhalb der Gesellschaft. Er erzählt uns Geschichten wie jene vom kaputten Auto, vom ehrgeizigen Sportler oder von Leben und Tod und verlinkt darin geschickt mehrere Zeitebenen.
Vielleicht sagt er – frei nach Ingeborg Bachmann – „Es ist Tod darin. Und: Es ist Zeit daran. Und zugleich: Geh Tod! Und: Steh still, Zeit!“
Die Gegensätze lösen sich auf einer höheren Ebene auf, wo sie einer nonverbalen Synthese überführt werden, womit es dem Künstler gelingt, dass der malerische Befund der intendierten inhaltlichen Aussage ebenbürtig zur Seite steht.
Brigitte Reutner, Lentos Kunstmuseum Linz
Katalogtext: "Alexander Fasekasch, Bilder/Paitings", 2008
[[missing key: detailactions.not-available-label]]