O.T.
Künstler/in
Erwin Bohatsch
(geb. 1951 in Mürzzuschlag, Steiermark)
Date2023
ClassificationsMalerei
MediumÖl, Acryl auf Leinwand
Dimensions135 × 100 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28544
DescriptionErwin Bohatschs neue Arbeiten sind befangen und wild zugleich. Ein kontrollierter Gestus schwingt sich über die Leinwand und wird hier und dort gebremst. Ständig scheint sich der Fluss der Farblinie selbst zurückzunehmen, um dann irgendwo wieder aus der Geordnetheit auszubrechen, zu verebben oder einfach in einer neuen Farbenwelt zu versickern. Kleine Ungereimtheiten wie ein unmotiviertes Stück Grün, das verschämt am Rand entlang streicht, aber nicht weiter geht. Seltsam gebogene Formen wiederholen sich – fast. Dann legt sich eine ungefähr geometrische Fläche über beide, aber auch nur teilweise. Im Hintergrund haben wir es mit einer Art Architektur zu tun, wobei räumlich ist diese gar nicht, dafür aber flach. Überhaupt der Raum in diesen Bildern: Wo stehen wir? Wo befindet sich das gemalte Objekt? Liegt es? Schwebt es? Fällt es um? Ist es überhaupt ein Objekt? Aber was könnte es sonst sein?Es sind Fragen wie diese, die uns die Malerei immer wieder neu vor Augen führt, wenn sie gut ist. Es sind die alten Probleme der abstrakten Malerei, sie haben sich kaum geändert. Aber es wäre absurd, diese Tatsache zu hinterfragen, denn jede neue Künstlergeneration muss ihre Beziehung zum visuellen Konstrukt immer wieder in einer eigenen Sprache selbst formulieren. Klassischerweise zählen Bohatschs Arbeiten zur abstrakten Malerei. Aber was heißt das? Zählt der Gestus? Zählt die Linie? Zählt die Farbe? Gegeben ist, dass wir keine Objekte oder Gegenstände als solche erkennen können, keinen Teekrug zum Beispiel, aber auch kein Gesicht, und das hat die Kunstgeschichte non-figurative Malerei genannt. Stattdessen rücken konstruktive und physikalische Eigenschaften eines Bildes in den Fokus, primär die Farbe, der Pinsel, das Format und der Grund. Und genau hier setzt auch Erwin Bohatsch an, wenn er die Textur der Oberfläche als ein zentrales Element seiner Arbeiten nennt. Sein Prozess beginnt mit der Wahl des Materials – und mit dem Produkt, das er wählt, ändert sich auch das Wie seiner Erzählung. Ob er Vinylfarbe, Kohle oder in einem Gemisch auch Öl verwendet, bestimmt die Komposition, den Weg einer Linie, die Porosität, Opakheit oder Dichte einer Farbfläche. Seine Bilder leben von der Austarierung dieser unterschiedlichen Elemente, ihren Schichtungen, Übermalungen und Neukonturierungen.
Text: Patricia Grzonka
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