4 Figuren in einer Landschaft voller Randnotizen und Stellungnahmen
Künstler/in
Diana Barbosa Gil
(geb. 1990 in Cali, Kolumbien)
Date2020
ClassificationsInstallation
MediumInstallation aus Keramik, Leder, Filz, Stahl, Holz, Pigmenten, Wachs, Papier, Styropor, Latex
Paper Support13-teilig
Dimensionsgesamt ca.: 250 × 220 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28364
DescriptionDie Installation verhandelt Funktionen und Themen von Bildhauerei im herkömmlichen Sinne, von ihrer Dienlichkeit kultischer Zwecke bis hin zum Versuch der Darstellung eines Menschenbildes und damit als klassischer Funktionär von Identitätsbehauptung, welche sich in diesem Setting auch zeitgenössischer Indizien bedient. Dabei werden hier Kultbilder aufgegriffen und deren traditionelle Darstellungsweisen angewendet, wie beispielsweise in der Darstellung der Gottesmutter oder beim Figurenpärchen „Daphnis und Pan“, das die plastische Momentaufnahme einer mythologischen Erzählung erzeugt, in die beide Figuren eingegliedert werden. Als homoerotische, bisexuelle und jüngliche „Dandys“ in Szene gesetzt, stehen diese Beiden in der Tradition der ersten freistehenden Skulptur, dem „David“ von Donatello. Allerdings mit jeweils ausgestrecktem Mittelfinger und erigiertem Penis. Ihre Souveränität zeigt sich, wie bei der mütterlichen Ikone, durch die Aneignung und Verformung ihrer Geschlechtlichkeit und den Vorstellungen, die damit einhergehen.Weniger geschlechtlich tritt die verletzte Antiken-Kleinplastik langsamen Schrittes in die Szenerie, verfolgt von der überdimensionalen dorischen Ruine. Die Antiken-Kleinplastik steht im Zusammenhang mit den systematischen Aneignungen ethnografischer Funde, die in der europäischen Moderne zu neuer Identitätsbildung verhelfen sollten. So beispielsweise durch die Eingriffe westlicher Künstler*innen auf der Suche nach Authentizität in der sogenannten „Fremde“, siehe Primitivismus und Kolonialismus. Denn erst durch die Künstler*innen und ihre Werke wurde das ganze Vorhaben kolonialistischer Besetzung, Aneignung und Ausbeutung als Geste der Erhabenheit ins Licht gerückt.
Ändert sich der Blickwinkel durch die Tatsache, dass die Künstlerin in Kolumbien aufgewachsen ist und sich diese (skulpturalen) Identitätsformen durch ihre Migration nach Europa angeeignet hat?
Sicherlich ist die Suche nach Form immer ein moralisches Unterfangen.
In diesem Spannungsgefüge verhalten sich die »4 Figuren in einer Landschaft voller Randnotizen und Stellungnahmen« zueinander und werden durch naturhistorische, popkulturelle und persönliche Referenzen zu hybriden Repräsentant*innen ver- und geformt.
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