HEIDI. Das öffentliche Vortragen eines handschriftlich verfassten, jedoch unleserlichen Textes. (G. Krakl)
Künstler/in
Peter Fritzenwallner
(geb. 1983 in Neukirchen am Großvenediger, Salzburg)
Date2015/2016
ClassificationsInstallation
MediumSpeerholz, Lack, Metall, Stoff, Seile
Paper Support5-teilig
DimensionsInstallation, ca: 190 × 350 × 350 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28066
DescriptionDiese Performance wurde 2015 an mehreren Orten gemeinsam mit verschiedenen weiteren „Microperformances“ aufgeführt.Diese Performance referiert auf einen Abschnitt des Romans „Heidi“, verfasst von der Schweizer Autorin Johanna Spyri, den diese dann kurz vor Veröffentlichung des Buches strich, eine Wiedererzählung einer angeblich verlorengegangenen Erzählung. Spyri schrieb diesen Abschnitt unter dem Einfluss von „hittrach“, einer arsenhaltigen Droge, die im 19. Jh. in den Alpen, besonders in der Schweiz und Österreich großer Beliebtheit unter Waldarbeitern und Bergbauleuten fand. Während eines Besuchs bei ihrem Bruder, einem grobschlächtiger Bergknappen, schrieb sie diese Passage unter dem Einfluss des „Hittrachs“.
Szene: Heidi, ein 7-jähriges Mädchen, die bisher in den Schweizer Alpen in einfachsten Verhältnissen bei ihrem Großvater aufwuchs, kommt aufgrund der zunehmenden Alterssenilität ihres Großvaters als Adoptivtochter zu den „Sesemanns“ einer reichen Bürgersfamilie nach Frankfurt. Dort freundet sie sich mit der gehbehinderten, doch hochintelligenten Tochter der Familie, Clara Sesemann, schnell an. Erzogen werden sie von der strengen und preussisch-durchgedrillten Amme Hildegund Rottenmeier. Frau Rottenmeier befiehlt Klara, ein handgeschriebenes Gedicht des Dichters Georg Trakl zu lernen. Dieses ist jedoch unleserlich, Klara kann es nicht auswendig lernen, geschweige denn lesen. In der Nacht vor der drohenden Prüfung des Lernstoffs duch Frau Rottenmeier, weckt Klara Heidi in Panik und voller Angst auf. Die bauernschlaue Heidi, hat Klaras Problem bereits geahnt und antizipierend eine sehr ungewöhnliche Lösung des Problems gefunden: Auf diese Lösung kam sie während eines Bibliothekbesuches von Klara an der Städelschule. Während Klara Texte aushob, blätterte die Analphabetin Heidi in Künstlermonographien und stieß dabei auf eine Fotografie, die den Künstler Henri Matisse zeigt, wie er amorph-abstrakte Formen aus bunten Papieren ausschneidet. Dieses Erlebnis veranlasste sie, für Klaras Problem der unmöglichen Textlektüre des Trakl-Gedichtes eine wohl etwas absurde und unkonventionelle Lösung zu finden.
Peter Fritzenwallner
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