Serie Paradiesvogel, Assemblage
Künstler/in
Gabriele Sturm
(geb. in Lienz in Osttirol)
Date2009
ClassificationsGrafik
MediumPigmentdruck auf Hahnemühle Papier von Assemblage
Paper Support5-teilig
DimensionsRahmen: Teil 1: 44 × 31 cm; Teil 2: 44,4 × 36,5 cm; Teil 3: 39,6 × 30,4 cm; Teil 4: 50 × 35,4 cm; Teil 5: 41,2 × 32,5 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28043
DescriptionIn dieser Assemblage versammle ich verschiedene Formen der Dokumentation unterschiedlicher Zeitebenen und Auffassungen:- Die historisch naturwissenschaftliche Dokumentation und Darstellungsweise war eine handgezeichnete Abbildung der Vogelspezies und Teile seines Habitats. Diese Aufzeichnungen, welche auf dem Foto zu sehen sind, entstanden im 17./18. ten Jahrhundert.
- Der Vogelbalg, welchen ich zu dieser weit älteren grafischen Dokumentationsweise seiner Spezies dazulegte, ist aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der präparierte Balg selbst wird gelagert und entspricht der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Dokumentationsform.
- Eine zeitgenössische Dokumentation mittels Fotografie ist die dritte Ebene, in der ich meine Aktion des Zusammenlegens von dem Vogel und der historisch älteren naturwissenschafltichen Illustration der jeweiligen Spezies, dokumentiert habe.
Diese Aktion verdichtet meine lange Recherche zur kulturgeschichtlichen Kontextualisierung des Paradiesvogels in Europa, den ökonomischen, politischen und ornithologischen Aspekten.
Der Paradiesvogel wurde nach Europa im Zuge der ersten Globalisierungsbewegung, der Entdeckung der Neuen Welt, mitgebracht und in den meisten Fällen in Wunderkammern und Kuriositätenkabinetten gezeigt und gesammelt.
Die Bezeichnung Paradiesvogel, (Lufftvogel, Göttervogel) erhielten diese Vögel in Europa nicht nur wegen ihres farbenprächtigen Gefieders, sondern auch aufgrund der Fragestellung, warum alle angekommenen Bälger keine Beine hatten. Die Hypothese bestand in der Annahme, daß diese Vögel ausschließlich in der Luft leben, etc. und erst wenn sie sterben, tot vom Himmel fallen.
Als Massenhandelsware wurde der Paradiesvogel Ende des 18. Jahrhunderts, Anfang des 19. aus den deutschen, niederländischen und britischen Kolonien auf der Insel Papua nach Europa geliefert – als in der Mode die Federn dieses Vogels bis hin zu dem ganzen Vogel als Hutaccessoire en vogue war. Wiener Modistinnen bezogen diese Vogelbälger vorwiegend aus Bremen, Hamburg, Rotterdam.
Diese Mode geriet unter Druck durch die Kritik von Frau Lina Hähnle und „ihrem“ Vogelschutzbund für den Schutz der von Ausrottung bedrohten Vogelarten, ebenso die angeprangerte brutale Beschaffungsweise in den Kolonien gegenüber der Bevölkerung. Diese Aufklärungskampagne wurde ein Erfolg. Der Silberreiher wie Paradiesvogel wurde unter Schutz gestellt. Die Zerstörung der Kolonien während des ersten Weltkrieges beendete die Geschichte des Paradiesvogels als Handelsware. Heute ist die Rodung des Regenwaldes und damit das Verschwinden des Lebensraumes für die Bewohner/innen, Fauna und Flora die Bedrohung.
Nachdem ich den Kontext des Paradiesvogels in Europa recherchiert habe, wollte ich den Kontext dieses Vogels für die Menschen in der Herkunftsregion begreifen – an dem anderen Ende der Handelskette - in Papua Neuguinea, bin dorthin gereist und konnte so den roten Faden dieser Auseinandersetzung in die Gegenwart ziehen.
Gabriele Sturm, 2016
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