Ohne Titel
Künstler/in
Ute Müller
(geb. 1978 in Graz, Steiermark)
Date2010
ClassificationsMalerei
MediumEitempera auf Molino
Dimensions200 × 150 × 2 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27637
Description(...) In der Transfiguration befreit Ute Müller ihre Malerei von gegenständlichen, abstrakten oder narrativen Bezügen und generiert Bildräume, die Gegenerzählungen zu formal-ästhetischen Beziehungsgeflechten oder einer realistisch-konkreten Bildsprache bilden.Der Formbegriff als solches suggeriert Evidenz, Präsenz und Abgrenzung. Ihn neu definieren zu wollen, bedeutet Latenz, Abwesenheit und unklare Grenzen. Der Begriff der Transfiguration fasst so die Gleichzeitigkeit von Differenz und Simultanität. (...) Das Bild erreicht keinen Zustand, sondern bleibt ein Ereignis, ohne deskriptive oder konstative Bezüge. Und provoziert d amit jene delikate Vagheit, die den Impuls und die Unzulänglichkeit einer Eins-zu-Eins Bedeutungserzeugung entblößt. Entsprechend Ludwig Wittgensteins Sprachkritik am kartesianischen Dualismus von Denken und dessen Ausdehnung, demonstrieren die Arbeiten, dass das Nichtsagbare, durch andere Medien als die Sprache gezeigt werden kann. Um die Ordnung des Tatsachenwissens auf eine Ordnung jenseits des Wissens, der etablierten und anerkannten Wissensregister zu öffnen und derart die „Wahrheit dem Bereich der Erkenntnis zu entziehen, um sie der Ontologie zurückzuerstatten“, wie Giorgio Agamben sagt. Der Ontologie, das heißt: der Sphäre des Unmöglichen, des Realen jenseits der Realität. Die Transfigurationen von Ute Müller widersetzen sich einer etablierten Ästhetik und einer inhaltlich eindeutigen Suggestivität der Form. Keine Notationen von Kalkül und Form, sondern ein Spektrum, dessen Dreh- und Angelpunkte an die musikalisch minimalistischen Partituren von John Cage in ihrer choreografischen Auflösung erinnern.
Wie Merce Cunningham aus der Dekonstruktion körperlicher Bewegungsabläufe neue Tanzformen entwickelt, so produziert Ute Müller in ihren Bildern durch Transfigurationen neue Formen von Sichtbarkeiten. Wenn es sich hier um Ereignisse im Sinne Roland Barthes handelt, dann um langsame Entgleisungen, die sofort produktiv genützt werden. (...)
Auszug aus: Ursula Maria Probst, Kopfüber – Überlegungen zur Malerei von Ute Müller, Wien 2009
[[missing key: detailactions.not-available-label]]