Skip to main content
Foto: Peter Niedertscheider
Strandrelief
Foto: Peter Niedertscheider
Foto: Peter Niedertscheider

Strandrelief

Künstler/in (geb. 1972 in Lienz, Osttirol)
Date2009
ClassificationsObjekt
MediumRelief, Laaser Marmor
Paper Support3-teilig
Dimensionsje: 69,5 × 50 × 2 cm (je ca. 19 kg)
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27346
DescriptionRelief

Im Bereich des nicht Greifbaren, Atmosphärischen, Flüchtigen berührt die Bildhauerei ihre Grenzen. In keinem Medium allerdings lässt sich der Bildhauer enger auf den Vergleich mit dem Maler ein als im Relief. Genügen dem Betrachter eines zentralperspektivischen Bildes in der Regel ein Auge und ein einziger Standpunkt, um sein Objekt zu erfassen, braucht der Betrachter einer Skulptur zwei Augen und darüber hinaus noch zwei Beine (und allenfalls Hände). Die kinästhetische Wahrnehmung eines Reliefs tendiert zur Pendelbewegung in der Ebene und gleicht damit der durch den Augenabstand gegebenen stereoskopischen Anschauungsweise.

Zur Erzeugung von Raumillusion lässt der Maler Konturen verschwimmen und Farben verblassen oder verblauen. Der Bildhauer, dem das Mittel der Farbe nicht zu Gebote steht, verflacht das Relief. Anders als für den Maler kann Unschärfe für ihn den Verlust der Raumdaten bedeuten, und so tastet er sich um mit Alois Riegl zu sprechen vom Haptischen zum Optischen. Wo sich dem Maler sein genuines Metier zu erschließen beginnt, wird der Bildhauer zum Zeichner oder Graveur. Das zeigt auch ein Vergleich der späten Acrylpinselzeichnungen mit den etwa gleichzeitig entstandenen Steingravuren für das Kunst-am-Bau-Projekt "Wohnpark Süd".

Umgekehrt kalkuliert die Modellierung fester Volumina mit einer Beleuchtung jenseits der künstlerischen Schöpfung. Licht und Schatten, Helligkeit und Kontrast sind keine Eigenschaften der bildhauerischen Mittel, sie fallen ihnen von außerhalb zu. Dass und wie diese Tatsache im Wettstreit der Künste zugunsten des höheren Wirklichkeitsanspruches der Skulptur aufgeführt wird, gibt wiederum Aufschluss über das Rollenverständnis des Rezipienten: Die Bildhauerei ragt auch abseits ihrer Wahrnehmung durch den Tastsinn unmittelbarer als das Gemälde oder das Video in die Wirklichkeit, den Existenzraum des Betrachters, hinein.

In Niedertscheiders Reliefs erfährt dieses Faktum eine doppelte Deutung. Aufgrund seiner Reinheit, Weise, Dauerhaftigkeit und seiner Eignung zum Monumentalen fand Marmor seit der Antike bevorzugt für Kultbilder und Göttergestalten Verwendung. Anders als in den aus Polyester gefertigten Requisiten der Performances ist Niedertscheider jetzt einer idealen Erwartung von Schönheit verpflichtet, die sich allein schon im Werkstoff und seiner Geschichte manifestiert.

Als Surrogat für seinen ursprünglichen Kontext exponiert das Museum z. B. den "Schlafenden Hermaphrodit" zu Füßen seiner Beschauer, mit denen er jetzt nicht nur den Maßstab sondern auch die materielle Erscheinung teilt. Einzig dem Künstler und mit ihm dem Betrachter der Szene ist im Wissen um die Doppelnatur des Motivs eine Allansichtigkeit möglich. Und dies obwohl sie durch die Orthogonalen der Umzäunung, angeschnitten von den Grenzen des Bildes, gerade deshalb aber außerhalb ihrer fortgesetzt zu denken, einen unverrückbaren Standort zugewiesen bekommen: in Augenhöhe mit dem in seiner Beliebigkeit typisierten Ensemble von Museumsbesuchern, deren Aufmerksamkeit weder sie noch das Ausstellungsstück starker zu binden vermögen. Was das Video im zeitlichen Ablauf entwickelt, ist hier simultan zusammengefasst.

Rudolf Ingruber

[[missing key: detailactions.not-available-label]]
Foto: Artothek des Bundes
Peter Niedertscheider
2003
© Bildrecht, Wien, 2014; Foto: Artothek des Bundes
Peter Daniel
1994-1995
Foto: Belvedere, Wien
Peter Paszkiewicz
1978
© Bildrecht, Wien, 2023; Foto: Peter Sandbichler; © Bildrecht, Wien, 2023
Peter Sandbichler
2005
Foto: Artothek des Bundes
Peter Contra
1974
Foto: Peter Frank
Peter Frank
1993-1994
Foto: Galerie Grita Insam
Peter Sandbichler
2010
© Bildrecht, Wien, 2014; Foto: Artothek des Bundes;
Peter Daniel
erworben 2000