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Foto: Aurelia Gratzer
Vanitas
Foto: Aurelia Gratzer
Foto: Aurelia Gratzer

Vanitas

Künstler/in (geb. 1978 in Hartberg, Steiermark)
Date2007
ClassificationsMalerei
MediumAcryl auf Molino
Dimensions150 × 150 × 2 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27182
DescriptionDie Bildwelt von Aurelia Gratzer ist eine rein malerische. Die Problemstellungen der Malereigeschichte werden in ihren Bildern reflektiert und finden ihre Lösung in einer sehr subjektiven Vorgehensweise. War die Malerei über Jahrhunderte dazu da, ein Abbild der Realität - einen so genannten Blick aus dem Fenster - auf die Leinwand zu bannen, so stellt gerade Aurelia Gratzer ganz bewusst diese Abbildhaftigkeit in Frage.

Ausgang ihrer Werke sind Fotografien - teils selbst gemachte, teils aus Zeitschriften entlehnte. Die Räume, die uns entgegentreten, sind Mittel zum Zweck. Die zentralperspektivische Wiedergabe der Räumlichkeiten wird zerlegt in einzelne Flächen. Fein säuberlich erarbeitet sie sich, gleichsam eines Drehbuches, die Vorgehensweise ihrer Malerei, in der die Vorlage aufgeteilt wird in flächige Zitate der Malerei, die dann wieder in eine eigene, spannende Dreidimensionalität umgewandelt wird. Der Zufall findet hier kaum einen Platz, auch wenn Aurelia Gratzer in jüngster Zeit das Abweichen dieses vorgegebenen Plans bewusst zulässt.

In einer langsamen, in Schichten aufgebauten Maltechnik wird nun die Zentralperspektive überführt: Die linearen Merkmale der Perspektive werden nicht verändert, und doch wirken sie beim Betrachter unlogisch, abweichend von der vorgegebenen Realität. Die Stuhlbeine in der Werksreihe der "Sitzgruppe" lassen keine erkennbare Tiefenwirkung zu, genauso wenig, wie die reduzierte Farbwahl hierzu beiträgt. Während ihrer Studienzeit in der Meisterklasse Schmalix hat Aurelia Gratzer die Problematik der Flächigkeit noch mit Hilfe der Figur gelöst, wobei auch diese - genauso wie in den neuen Arbeiten der Raum - Mittel zum Zweck war. In einer Zusammenfügung von Farbnuancen hat sie die Figur von ihrer Funktion gelöst und in einer an die Intarsientechnik erinnernden Aneinanderreihung von ornamentalen Ebenen mit dem Hintergrund verschmolzen. Die Wahrnehmung steht in der Kunst Aurelia Gratzers immer im Mittelpunkt. Nicht nur die Wahrnehmung des Betrachters ihrer Bilder, sondern auch ihre eigene. Basierend auf der urtümlichsten Interpretation der Erkenntnis, arbeitet sie überdies oft mit Hilfe der eingeprägten Erinnerung. Ihre ornamentalen Muster gehen so auch immer wieder auf gesehene und bewusst eingeprägte Erlebnisse zurück. Die Frage der Veränderung solcher Wahrnehmungen stellt Aurelia Gratzer - die vor ihrem Studium der Kunst am "Institut für Wissenschaft und Technologie in der Kunst" Mathematik studiert hat - nicht nur sich selbst sondern auch dem Rezipienten ihrer Malerei.
Ist es Zufall, in den gegebenen Farbnuancen so etwas wie ein Bild von Mark Rothko zu erkennen? Die Verehrerin dieses Malers des "Colour Field Paintings" möchte mit genau diesen Zitaten der Malerei der Thematik des so genannten "Es erscheint wie ein…" selbstbewusst entgegentreten. Man kann sich noch so bemühen einen Künstler zu "imitieren", man wird immer die subjektive Handschrift erkennen. Diese Wahrheit steckt in den unterschiedlichsten Schichten und Flächen von Aurelia Gratzers Malerei. Das Werk "Who is afraid of red, realism and Cy?" aus dem Jahre 2005 geht schon im Titel auf diese Problematik ein. Der Fries, der den Tisch säumt, auf dem eine Vase mit Callas steht, erinnert in der Maltechnik an die feinen mit Bleistift ausgeführten Kritzeleien des amerikanischen Malers Cy Twombly.

Darunter meint der Kenner der Malerei des zwanzigsten Jahrhunderts eine Art Reminiszenz an Gerhard Richter zu erkennen. Dieses Zitieren, das gerade in der jungen aufkommenden Malerei der neuen Figuration immer wieder im Gegenstand aufkeimt, wendet Aurelia Gratzer hier bewusst auf einer anderen Ebene an, man könnte fast sagen auf einer intellektuellen Meta-Ebene. Es sind nicht die im Jugendkult basierenden "Aha-Erlebnisse" der Gegenstandswelt, die in ihren ruhigen Bildern, die von der Raumproblematik geprägt sind, auftreten, sondern es handelt sich hier um die Übersetzung der Malereigeschichte des letzten Jahrhunderts in ihre eigene Malerei. Auch die Farbschichten der neueren Malereigeneration. Ihre Farben sind erdig, sind teils bevorzugte Nuancen von ihr und bedingen sich aus ihren Nachbarflächen.

In der Malerei von Aurelia Gratzer steckt sehr viel Tiefgang, sehr viel Reflektion und es bietet sich an, sich genauer mit dem Gesehenen auseinander zu setzen. Ein flüchtiger Blick auf das Werk wird nicht genügen.

Text: Eva-Maria Bechter

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Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Aurelia Gratzer
2002
Foto: Aurelia Gratzer
Aurelia Gratzer
2018
Foto: Aurelia Gratzer
Aurelia Gratzer
2010
Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Leopold Birstinger
erworben 1957
Foto: Artothek des Bundes
Chiara Minchio
2004
Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Grete Yppen
erworben 1989
Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Anton Tiefenthaler
erworben 1955
Foto: Belvedere, Wien
Trude Engelsberger-Drioli
1954
Foto: Artothek des Bundes
Gottfried Pössl
1972
Foto: Artothek des Bundes
Kurt Steinberg
1991
Foto: Artothek des Bundes
Ljubomir Levacic
1994
Foto: Artothek des Bundes
Ernst Schroffenegger
1976