200 989 N.Y.
Künstler/in
Fabio Zolly
(geb. 1955 in Spittal an der Drau, Kärnten)
Date1989
ClassificationsMalerei
MediumFrottage mit Lithokreide auf Leinwand
Dimensions125 × 128 cm; Rahmen: 126,5 × 132 × 3,5 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number22338
Description[...] Begonnen hat alles ganz „analog“: Fabio Zolly sammelte Schachtabdeckungen, gemeinhin Kanaldeckel genannt. Überall auf seinen Reisen fand er sie variantenreich ihm zu Füßen liegend und überall erzählten sie über ihre Inschriften, Zeichen und Strukturen unter-schiedliche Geschichten über ihre Funktion, ihre Umgebung, ihre Existenz ... . In Zeiten der überregionalen Normierung aller möglichen Dinge verlieren nun auch diese Deckel, Gitter und Kappen ihre topografische Individualität, so dass so manches Exemplar aus Fabio Zollys Sammlung bald Rarität sein wird – jedenfalls als Dokumentation desselben: der Künstler sammelte seine Objekte, indem er sie abrieb auf große oder kleine Bögen Papier. Als „Reproduktionen“ wurden sie über den Weg der Kunst zugleich zu Unikaten, was sie als Originale selten gewesen sind. Zollys Abrieb-Technik war ihrerseits nicht originär, diente aber anderen Zwecken als jene ihres „Vaters“ Max Ernst: Während der Surrealist seine Abriebe realer Dinge als die Phantasie anregende Medien zur Bildgenerierung nützte, blieben Zollys Frottagen je solitär und ohne jede nachträgliche Überarbeitung am Bildträger stehen. Sie selbst bilden das Bild, das in erster Linie ein Abbild ist. Ein Abbild allerdings mit sowohl dokumentarischem als auch subjektiv-flüchtigem Charakter: so „mechanisch“ diese Aufnahmetechnik auch ist, erfolgt sie eben doch manuell. Zolly bediente sich der Frottage also im Sinne des multiplen (Be-)Deutungs-spektrums seiner Sammelobjekte: sie bietet Wirklichkeitsnähe, ohne Foto-Dokument zu sein, sie lässt handwerkliche Arbeit erkennen, ohne eine Handschrift zu zeigen. Flüchtigkeit und Zufall, die Transitorik des Reisenden in einem sich stets verändernden urbanen Feld bilden sich hier ebenso ab wie die menschliche Sehnsucht nach Verewigung durch (möglichst vielfache) Setzung von Markierungen, Schrift- und Bildzeichen. So wie hier liefert uns Fabio Zolly in vielen seiner Arbeiten „Gedächtnisstützen“ samt Hinweisen auf das stets Temporäre, sich Verändernde und also letztlich nicht Konservierbare aller Erscheinungen, und er instrumentalisiert zu diesem Zweck gerne jene Klammern, Bänder und Kartuschen, mithilfe derer der Mensch (seine) Dinge festzuhalten trachtet. [...]Text: Lucas Gehrmann, 2009
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